Schweiz
Gesellschaft & Politik

«Zölle machen ärmer» – so reagiert die Schweizer Politik auf Trumps Zoll

KEYPIX - President Donald Trump speaks during an event to announce new tariffs in the Rose Garden at the White House, Wednesday, April 2, 2025, in Washington. (KEYSTONE/AP Photo/Mark Schiefelbein)
Präsentiert stolz seine Strafzollliste: US-Präsident Donald Trump. Bild: keystone

«Zölle machen Menschen ärmer» – so reagiert die Schweizer Politik auf Trumps Strafzölle

03.04.2025, 11:5803.04.2025, 15:29
Mehr «Schweiz»

Es war mal wieder typisch Trump: Am «Liberation Day» verkündet der US-Präsident Strafzölle in Höhe von 31 Prozent auf Schweizer Produkte. Die Begründung? Die Schweiz verlange 61 Prozent auf US-Waren. Nur: Diese Zahl scheint frei erfunden – oder wie es SVP-Nationalrat Thomas Matter gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA diplomatisch formuliert: «Ein Rechenfehler.»

Im Bundeshaus herrscht derweil wahlweise Wut, Ratlosigkeit oder ein Hauch von Verschwörungstheorie. Ein Überblick, wer was zu sagen hatte – und ob überhaupt.

SP: «Die Schweiz muss jetzt Rückgrat zeigen»

Die Sozialdemokraten schlagen nach Trumps Zollankündigung Alarm. Die Strafzölle seien «ein Versuch, Europa und die Schweiz einzuschüchtern», heisst es in einer scharf formulierten Medienmitteilung. Das Co-Präsidium Wermuth/Meyer fordert eine klare Gegenreaktion:

«Die Schweiz muss jetzt Rückgrat zeigen. Der Bundesrat darf nicht auf die Strategie der SVP hereinfallen, die sich bei Trump anbiedert.» Jetzt zeige sich erneut, wie wichtig stabile Beziehungen zur EU wären.

epa10934390 Co-Presidents of the Swiss Social Democratic Party SP Mattea Meyer (L) and Cedric Wermuth arrive to a press conference in the Parliament building in Bern, Switzerland, 22 October 2023 (iss ...
«Die Schweiz muss jetzt Rückgrat zeigen»: SP-Duo Meyer und Wermuth. Bild: keystone

Mitte: «Zölle schaden allen – auch der Schweiz»

Auch noch Parteipräsident Gerhard Pfister (Mitte) zeigt sich ungewohnt alarmiert. So betont er:

«Die Einführung neuer Zölle schadet allen – auch der Schweiz.» Er fordert pragmatische Lösungen für betroffene Branchen – und ganz nebenbei mehr Schutz gegen Cyberangriffe und strategische Übernahmen.

Mit dem abtretenden Mitte-Präsidenten Gerhard Pfister an der offiziellen Wahlfeier von neu gewählten Bundesrat Martin Pfister in Baar, Kanton Zug.
«Die Einführung neuer Zölle schadet allen»: Gerhard Pfister.Bild: watson/aylin erol

FDP: «Wie kommt Trump auf 61 Prozent?»

Der Berner Nationalrat Christian Wasserfallen (FDP) stellt die Frage, die sich das halbe Bundeshaus stellt – nur eben öffentlich:

«Wie kommt Trump auf ‹61 Prozent Tarif›? Die Schweiz hat kürzlich die Industriezölle abgeschafft!»

Sein Parteikollege, Unternehmer und Milliardär Simon Michel schiesst gleich nach:

Simon Michel, FDP-SO, spricht ueber seine Firma waehrend der Debatte um die Volksinitiative der JUSO "Initiative fuer eine Zukunft", an der Fruehjahrssession der Eidgenoessischen Raete, am D ...
«Könnt ihr hier helfen?», fragt FDP-Nationalrat Simon Michel das Staatssekretariat für Wirtschaft. Bild: keystone

«Kann mir jemand die 61 Prozent erklären? Ich dachte, wir haben 0 Prozent für Industriegüter – und die sind wahrscheinlich wichtiger.» Und weiter fragt er in Richtung Staatssekretariat für Wirtschaft: «Könnt ihr hier helfen?»

SVP: Zwischen Schock und Schulterschluss

Franz Grüter, SVP-Nationalrat und Präsident der Aussenpolitischen Kommission, klingt weniger kämpferisch als erwartbar – dafür umso klarer:

Möchte in den Ständerat wechseln: der Luzerner SVP-Nationalrat Franz Grüter. (Archivbild)
«Die Schweizer Industrie ist schwer betroffen»: Franz Grüter. Bild: KEYSTONE

«Die Zölle in Höhe von 31 Prozent sind enorm und unverständlich – die Schweizer Industrie ist schwer betroffen», sagt er zu «20 Minuten». Nun sei der Bundesrat gefordert. Guy Parmelin und Karin Keller-Sutter müssten den USA klarmachen, dass auch sie von Schweizer Investitionen profitieren.

Thomas Matter (SVP) sieht hingegen einen «Rechenfehler» aufseiten der USA. Er sagte gegenüber der SDA:

Thomas Matter, SVP-ZH, spricht zur Debatte um den Bericht der Parlamentarischen Untersuchungskommission PUK zur Krise der Credit Suisse, an der Fruehjahrssession der Eidgenoessischen Raete, am Diensta ...
Geht von einem Rechenfehler der USA aus: SVP-Nationalrat Thomas Matter. Bild: keystone

Laut ihm beruhen Trumps Aussagen auf einem falschen Datenset einer Wirtschaftsnachrichtenagentur. Matter habe dazu bereits indirekten Kontakt mit einem früheren US-Botschafter gehabt. Die Lösung? «Die Schweiz muss alle Hebel in Bewegung setzen, um eine Korrektur zu erreichen. Ein Handelskrieg bringt niemandem etwas.»

Grüne: «Die Schweiz braucht einen Plan B»

Die Grünen wittern den nächsten Handelskrieg. Parteichefin Lisa Mazzone hat zur Medienkonferenz geladen. Vorab heisst es: «Trumps Handelskrieg: Die Schweiz braucht einen Plan B.»

Parteipraesidentin Lisa Mazzone spricht zu den Delegierten, an der Delegiertenversammlung der Gruenen Schweiz, am Samstag, 29. Maerz 2025 in Brig. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)
«Wir brauchen einen Plan B»: Grüne-Chefin Lisa Mazzone. Bild: keystone

GLP: «31 neue Gründe für die Bilateralen III»

Für GLP-Präsident Jürg Grossen ist klar: Trumps Zollhammer ist ein weiterer Beweis dafür, dass die Schweiz international verbindlichere Abkommen braucht:

Grünliberale (GLP) Parteipräsident und Berner Nationalrat Jürg Grossen in seiner Unternehmung elektroplan Buchs & Grossen AG in Frutigen, im Berner Oberland, anlässlich des watson Wahljahr-Intervi ...
«Zölle machen Menschen ärmer»: Jürg Grossen. Bild: watson

«Seit gestern gibt es 31 neue Gründe für die Bilateralen III.» Denn, so schreibt Grossen auf X: «Zölle machen Menschen ärmer.»

(kma)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Donald Trump erweitert seinen Handelskrieg
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
51 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Hosesack
03.04.2025 12:14registriert August 2018
Rösti fand Trump noch gut, damals.
655
Melden
Zum Kommentar
avatar
watsoninan
03.04.2025 12:36registriert November 2019
Die Zölle können gar nicht hoch genug sein. Es sind wunderbare Zölle. Es werden noch höhere Zölle kommen, Zölle die es noch nie gegeben hat. Das wird gut sein. Die Leute wollen das, sie werden ihn wieder wählen.

So langsam habe ich das Gefühl, das Donkey Trump wirklich ein bisschen blöde ist.

Item. Je weniger Containerschiffe die Neue Welt erreichen, desto besser für's Klima.
Sorry... Etwas positives musste ich einfach suchen wegen dieser Scheisse -.-
492
Melden
Zum Kommentar
avatar
Lai Nair
03.04.2025 12:03registriert Dezember 2016
dass es der Trump mit der "Wahrheit" nicht immer so genau nimmt ist hinlänglich bekannt und so ist es auch nicht verwunderlich, dass er von 61% Zallabgaben spricht, welche die Schweiz seiner Meinung nach illegal erhebt- Aber im Weissen Haus herrscht seit Trump dort sitzt eh nur noch Chaos
381
Melden
Zum Kommentar
51
    Die Emanzipation des Praktikanten: Ignazio Cassis fällt seinen mutigsten Entscheid
    Lange war er abgetaucht. Doch jetzt kämpft Ignazio Cassis öffentlich für seine bilateralen Verträge. Gegen Parteikollegin Keller-Sutter und die SVP, die ihn stets unterstützte. Woher kommt der neue Mut?

    Wer Karin Keller-Sutter kennt, zweifelt keine Sekunde, dass sie bis am Ende alles versucht hat, um Ignazio Cassis umzustimmen. Sie verfasste sogar einen Mitbericht gegen das Vorhaben ihres FDP-Kollegen im Bundesrat. Dass es falsch sei, die neuen Verträge mit der EU bloss dem Volksmehr zu unterstellen, dem fakultativen Referendum. Und dass es insbesondere in der EU-skeptischen Zentral- und Ostschweiz als Trickserei verstanden werden könnte, die Kantone zu umdribbeln.

    Zur Story